Samstag, 11. Dezember 2021

Die Gesellschaft für digitale Ethik – für eine vernetzte Welt, in der Technologie allen hilft

Die Gesellschaft für digitale Ethik kämpft für eine vernetzte Welt, in der Technologie allen Menschen nützt und sie nicht als Produktionsfaktor missbraucht.
Sie wenden sich ausdrücklich gegen eine Zerschlagung großer Unternehmen wie Google oder Facebook. Sie setzen vielmehr auf die Aufklärung als Firewall für Gesellschaften.

Algorithmen sähen Hass

Ein Algorithmus dessen Zielfunktion unsere maximale Interaktion ist, gewichtet Angst, Hass und Wut zwangsläufig höher als Freude und Zufriedenheit. Anschaulich zeigen sie, was scheinbar normale Klicks im Internet über einen verraten „Daten sind Macht“.

Konzerne, Politik, Bildungssystem und jeder einzelne ist gefordert

Ausführlich beschreibt die Gesellschaft für digitale Ethik, was zu tun ist 

Unternehmen

Die Unternehmen müssen ihrer Verantwortung nachkommen. Filter müssen deaktivierbar sein, das Vorgehen transparent sein: Problematisch wird es aber, wenn die Methoden systematisch zur politischen Meinungsbildung eingesetzt werden, ohne dass dies für die betroffenen Personengruppen ersichtlich ist. Die Nutzer*innen sollten die Wahl haben: kostenlos oder datensparsam, d.h. statt Daten sollte auch Geld als Zahlungsmittel akzeptiert werden.

Politik

Die Politik muss die Grundrechte und die informationelle Selbstbestimmung. Die Autoren fordern eine breite Debatte wie bei anderen Fragen, z.B. der Gentechnik. Auch bei der Datennutzung verweisen sie auf erfolgreiche Beispiele wie den Verbraucherschutz. Dienstanbieter müssen verpflichtet werden, verbraucherverständliche Nutzungsbedingungen mit Hinweisen auf Risiken zu formulieren.

Bildungssystem

Für einen souveränen Umgang mit Internetdiensten brauchen Kinder und Jugendliche mehr als Tablets im Unterricht und digitale Lerninhalte. Sie brauchen Einsicht in die dahinter liegenden Geschäftsmodelle und das Verständnis für potenzielle Nachteile und Gefahren

Jede*r einzelne

Aber auch jede*r einzelne kann etwas tun: informieren, bewusstes Handeln, Alternativen ausprobieren und auch anderen Menschen die Bedeutung digitaler Ethik bewusst machen.

Wut und Hass als Treibstoff der Digitalkonzerne

Christian Brandes, besser bekannt als Schlecky Silberstein vom Browser Ballet, hat in den Tagest-hemen vom 3. Dezember seine Positionen deutlich gemacht: (10:30 -16:10)
Er selbst erlebt Morddrohungen und verweist auf Hanau, als User durch Hass im Internet zur Tat schreiten
Die Hauptschuld sieht Brandes aber bei den Plattformen, die nur Inhalte zeigen, die polarisieren. Wut und Hass sind der Treibstoff der Digitalkonzerne. Über künstliche Intelligenz könnten sie viel mehr Täter aufspüre. Außerdem fordert – ähnlich wie bei Finanzen oder Pharma – eine staatliche Aufsicht über die Algorithmen – diese dürfen nicht länger Betriebsgeheimnisse sein.

Freitag, 10. Dezember 2021

ZDF-Dokumentation: Der Kampf um die Wahrheit

Heute stelle ich eine weitere bedrückende Dokumentation zu den Gefahren im Netz vor. Im Rahmen der ZDF-Dokureihe Schattenwelten geht es um den  Kampf um die Wahrheit:
Die öffentliche Meinung wird immer mehr polarisiert, gesteuert von Staaten und Konzernen – unter der Oberfläche des Sichtbaren.

Facebook, Twitter und Co als Propagandamaschinen

Facebook, YouTube, Twitter und Co. sind zu den größten Propagandamaschinen der Geschichte geworden – sie erreichen Milliarden von Menschen. Sie haben mehr Macht und Einfluss als jede andere Organisation in der Geschichte, das macht sie auch zur Gefahr.
Dabei hat alles mit viel Hoffnung angefangen: Die sozialen Medien sollten der Verbreitung der Wahrheit dienen, beim Arabischen Frühling wurde die Idee von Demokratie und Freiheit verbreitet. Davon ist nichts mehr übriggeblieben – im Gegenteil verbreiten sich Hass und Falschinformation schneller.

Immer mehr Internetblasen

Es entstehen immer mehr Blasen, in denen Hass ausgetauscht und schnell verbreitet wird. Die Autoren gehen davon aus, dass rund ein Drittel der Facebook-Gruppen rassistische und populistische Inhalte verbreiten. Während der Corona-Pandemie erreichen Querdenker und Impfgegner wesentlich mehr Menschen als seriöse Quelle. Untersuchen zeigen, dass zwölf Influencer für rund zwei Drittel der Falschmeldungen über das Impfen verantwortlich sind.

Propaganda von unterschiedlichen Seiten

Die Dokumentation zeigt unterschiedliche Beispiele erfolgreicher Propaganda: Die populistische 5-Sternen-Bewegung in Italien, der Brexit gehört ebenso dazu wie Russland und China, die von staatlicher Seite gezielt Einfluss nehmen. Hier wird die eigene Bevölkerung längst mit Lügen kontrolliert – und ein wirksames Korrektiv fehlt.

Vorsprung der „Beeinflussungsindustrie“?

Die Autoren der Dokumentation sind skeptisch, ob die Polarisierung noch gestoppt werden kann, da der Vorsprung der "Beeinflussungsindustrie" enorm ist.
Aber nicht nur der Staat könnte etwas tun, auch gesellschaftliche Akteure können etwas erreichen. Im nächsten Post stelle ich Christian Brandes, besser bekannt als Schlecky Silberstein vom Browser Ballett vor.

Mittwoch, 8. Dezember 2021

ARD-Dokumentation "Hass im Netz"

Am Montag zeigte die ARD eine bedrückende und beeindruckende Dokumentation des preisgekrönten Journalisten Klaus Scherer – Hass im Netz.  Die Dokumentation ist bis Ende 2022 in der Mediathek zu sehen.
Der Hass im Internet hat während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen und wird immer militanter. Zwar gibt es mehr Gesetze und Personal, dennoch gib es Probleme bei der Staatsverfolgung.

Nachsichtige Richter

Ein ist eschreckend, welche Beleidigungen und Bedrohungen nicht strafbar sind. So kam ein Hetzer davon, der über einen Arzt, der das Impfen empfohlen hat, geschrieben hat: „Dem gehört eine Kugel ins Hirn“. Selbst der Anwalt hatte wie die Staatsanwaltschaft für eine Strafe plädiert, der Richter entschied dagegen.

Fehlende Unterstützung der Abgeordneten

Die Strafverfolger beklagen außerdem die mangelnde Unterstützung bei Beleidigungsverfahren. Häufig lehnen die beleidigten Personen eine Anzeige ab, den Ermittlern sind dadurch die Hände gebunden. Im Film wird von Wolfgang Schäuble berichtet, dessen „Nicht mal ignorieren“-Einstellung zwar nachvollziehbar ist, das vom Bundestag beschlossenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz dadurch schwächt.

Fortschritte bei der Bekämpfung von Hass 

Aber es gibt Hoffnung. In der Dokumentation wird gezeigt, wie durch konsequentes Einschreiten zumindest einige Verbreiter von Hass nachdenklich geworden sind. Auch Gerichte haben in einigen Fällen weniger großzügig entschieden. Die Dresdner Staatsanwältin Nicole Geisler fasst es zusammen: Tatsächlich glauben viele Menschen noch immer, dass sie im Internet in einem rechtsfreien Raum unterwegs sind – das ist ein Trugschluss“.

Interview mit Klaus Schwerer

In einem Interview berichtet Klaus Scherer über die Dreharbeiten:

Samstag, 27. November 2021

Über die niedrige Impfquote in deutschsprachigen Gebieten

Im Blogeintrag über die Schwaben habe ich bereits einmal mit Informationen und Humor über die Widerstände in bestimmten Regionen berichtet, angesichts der niedrigen Impfquoten folgt nun erneut diese Kombination

Warum der Alpenraum ein Impfproblem hat

Deutschland, die Schweiz und Österreich haben in Westeuropa die niedrigste Impfquote. Religionswissenschaftler Michael Blume erklärt in der Süddeutschen Zeitung, wo Menschen besonders anfällig für Verschwörungsmythen sind - und was das mit den Bergen zu tun hat.
Ein Grund ist die starke föderale Tradition in der Alpenregionen. Dazu zählen Volksabstimmungen in der Schweiz und die Selbstverwaltung in Süddeutschland. Weniger ruhmreich ist die Tradition, dass Antisemitismus und Verschwörungstheorien ebenfalls eine lange Tradition haben. Ein weiterer Aspekt ist die starke Verbreitung der Anthroposophie. In Ostdeutschland (und Osteuropa) sieht er in der Staatskepsis einen weiteren Grund für die niedrigen Impfzahlen.

Liegt es im Dialekt?

Die Heute Show versucht es (nicht nur) mit Humor und fragt: Liegt es am Dialekt?

Montag, 22. November 2021

Corona: Von wegen Zusammenhalt

Christian Stöcker findet in seiner Kolumne im SPIEGEL deutliche Worte gegen Impfverweigerer: Vergesst den Zusammenhalt. Er zitiert aus Briefen, die er in letzter Zeit erhalten hat: Mordaufrufe, Vergleiche mit Nazis, während sich die Impfgegner mit den Opfern des Holocausts gleichsetzen. Einige haben den Boden gemeinsamer Werte längst verlassen.

Verblendeten nicht entgegenkommen

Stöcker fragt zurecht, warum man diesen Extremen entgegenkommen sollte. Niemand der sich gegen Sexismus oder Rassismus einsetzt, würde man vorwerfen, dass er durch seine Haltung die Gesellschaft spaltet. „Das Leid etwa von Schulkindern, Eltern, Studierenden, Pflegekräften, Intensivmedizinerinnen und -medizinern war bislang offenbar weniger wichtig als der »Zusammenhalt«.

Zusammenhalt trotz Stümperei

Trotz der zahlreichen Fehler der Regierung hat der größte Teil der Bevölkerung eine enorme Bereitschaft zum Zusammenhalt bewiesen. Gesellschaftliche Konflikte zu ignorieren, um den »Zusammenhalt« nicht zu gefährden, hilft in einer Demokratie nicht weiter.

Die Zeit der Rücksicht ist vorbei

Ähnlich argumentiert der Volksverpetzter „Die Gesellschaft ist längst gespalten", die Zeit für Rücksicht ist vorbei.“ Sie beziehen sich auf Umfragen unter Ungeimpften, derzufolge zwei Drittel die AfD oder die Querdenkerpartei „Die Basis“ wählen: "Wer jetzt noch diskutiert, reicht den Faschisten die Hand. Sie fordern „Freiheit und Toleranz muss Grenzen haben, sonst zerstören sie sich selbst“

Mittwoch, 17. November 2021

Heißt "Freiheit" nur noch "Ich will"?

Gustav Seibt beschäftigt sich in der Süddeutschen Zeitung mit dem Versagen der Politik bei der Bekämpfung der vierten Welle  

Bereits Anfang September hat Christian Drosten darauf hingewiesen, dass im Herbst wieder Kontaktbeschränkungen nötig seien – weil die Verbreitung der Delta-Variante hoch und die Impfquote niedrig ist. Passiert ist nichts. Begründet wurde dies mit der drohenden Spaltung der Gesellschaft begründet. Dabei ist es eine lautstarke Minderheit, die mit „Falschinformationen. Selbstmitleid, Narzissmus, apokalyptischen Ängsten und Gewaltdrohungen eine Mehrheit einschüchtern".

Kindischer Trotz als Freiheit

Auch die Begründung der persönlichen Freiheit des Indiums hält Seibt für nicht überzeugend, da der Einschränkung die Rechte der Gemeinschaft gegenüberstehen: Ohne öffentlichen Ordnung in Recht und Staat wäre kein Individuum mehr als ein paar Tage überlebensfähig.

Freiheit auf „Ich will“ reduziert

Seubst sieht das geistige Debakel der des Liberalismus, das auf "Ich will oder Ich will nicht" reduziert wird. „Kindischer Trotz als Freiheit – so Tief sind Teile des politischen Liberalismus gesunken. Es ist ein Freiheitsbegriff, der nur in Abwehr besteht und nichts Positives mehr will. Es ist vor allem Aufgabe der FDP, Wege der Pandemiebekämpfung zwischen falschem Radikalindividualismus und der Verleugnung gesellschaftlicher Konflikte zu finden. 


Donnerstag, 21. Oktober 2021

Durch die Corona-Krise: Rückzug ins Private?

Manuel Schmidgall analysiert in einem Artikel in der ZEIT die viel diskutierte „neue Normalität“ nach 20 Monaten Corona-Pandemie.  Er beschreibt die Ergebnisse, die das Rheingold-Institut im Auftrag der Identity Foundation erhoben haben. Sie nutzten dazu einen Mix aus quantitativen Befragungen und psychologischen Tiefeninterviews.

Optimismus beim eigenen Leben

Einerseits sind die Menschen mit ihrer privaten Situation überaus zufrieden. 67 Prozent sagen, Deutschland biete nach wie vor gute Voraussetzungen für die eigene Lebensgestaltung. 64 Prozent sind der Meinung, dass sich ihr eigenes Leben in den nächsten Jahren positiv oder sehr positiv entwickeln wird.

Angst um den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Doch diesem privaten Optimismus steht ein Pessimismus entgegen, wenn es um die Allgemeinheit, den Staat und die Gesellschaft geht. Der Umfrage zufolge macht einem großen Teil macht die gesellschaftliche Spaltung Angst. Die befragten beklagen, dass die Menschen nur noch auf sich schauen und Aggressivität und Respektlosigkeit zunehmen.

Hoffnungsschimmer neues Selbstbewusstsein

Die Studie gibt aber auch Grund zum Optimismus. Viele Menschen haben während der Pandemie auch ein neues Selbstbewusstsein dadurch erworben, dass sie ihren schwierigen Alltag mit neuen Strategien, einem intakten sozialen Netzwerk und Gemeinsinn bewältigten

Freitag, 24. September 2021

Kann der Staat die Menschen zum Impfen zwingen?

In einem Artikel in der ZEIT setzt sich Heinrich Wefing analysiert die Frage, ob der Staat Menschen zum Impfen zwingen kann.

Impfpflicht ist möglich

Juristisch ist die Frage klar: Impfpflichten gibt es in Deutschland seit mehr als 200 Jahren. 1807 wurde in Bayern die Pflicht zur Pockenschutzimpfung eingeführt, in der Bunderepublik 1983 wieder abgeschafft – weil die Impfkampagne erfolgreich war. Seit Anfang 2020 gibt es eine neue Impfpflicht gegen Masern für Kinder, Erzieher und Lehrer.
Politisch ist die Frage schwieriger, weil viele mitreden. Wefing fragt zurecht: Hätte man die Pocken jemals ausgerottet, hätte es damals schon Social Media gegeben?

Vorbild Frankreich?

In Frankreich sind die Impfzahlen angestiegen, nachdem Präsident Macron einen Impfzwang im Gesundheitswesen eingeführt und einen Impfpass im öffentlichen Leben verbindlich zu machen. Gleichzeitig stiegen aber die gesellschaftlichen Spannungen – ebenso in Frankreich.
Deshalb warnt Wefing davor, Menschen zu verlieren. Manche würden sich vielleicht durch direkten Zwang unsanft zum Impfen bewegen lassen. Aber viele dürften sich wohl endgültig ins Abseits geschoben fühlen – und dann dort unerreichbar sein.

Sanfte Stubser und dosierter Druck

Im Moment versuchen es die Regierenden mit einer Mischung aus Anreizen und Druck. Durch Aufklärung und Anreize sollen bisher Nichtgeimpfte erreicht werden. Gleichzeitig steigt der Druck: Die Schnelltests werden im Oktober kostenpflichtig, außerdem wird die Teilnahme am öffentlichen Leben schwieriger – ob das reicht?

Mittwoch, 1. September 2021

Broschüren der Landeszentrale zur Corona-Krise

Die Landeszentrale für politische Bildung hat in ihrer Reihe „Deutschland und Europa“ zwei interessante Broschüren zu den Folgen der Corona-Krise veröffentlicht

Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise

Im Heft 80-2020 geht es um die wirtschaftspolitischen Folgen, u.a. die Folgen für den Euro und Globalisierung, die Bedeutung des Klimawandel. Über die Seite der Landeszentrale können Sie die Broschüre bestellen oder als PDF herunterladen
Die Broschüre hat folgende Artikel  

  • Die Corona-Krise als DIE zentrale Herausforderung - Ralf Engel
  • Die Corona-Krise: Ökonomische Ursachen, Folgen und Maßnahmen – ein Überblick -  Gustav Horn
  • Systemrelevant und schlecht bezahlt: Unverzichtbare Care-Berufe in Zeiten von Corona - Babara Thiessen
  • Mit mehr Klimaschutz aus der Krise? - Gregor Jaschke, Miriam Dross, Claudia Kemfert
  • Die EZB in der Corona-Krise: Die geldpolitische Reaktion - Jürgen Schaaf
  • Von der Corona-Krise zur Krise im Euroraum? - Markus Demary
  • Die Corona-Krise: Ende der Globalisierung? - Karl-Heinz Paqué


Politik und Gesellschaft in Zeiten der Corona-Krise

Im Heft 81-2021 werden verschiedene Aspekte thematisiert, u.a. die erheblichen Einschränkungen der Grundrechte und die Auswirkungen auf Demokratie, EU, Gesellschaft und unsere Schulen.
Über die Seite des Landeszentrale können Sie die Broschüre bestellen oder als PDF herunterladen
Die Broschüre hat folgende Artikel:

  • Folgen der Corona-Krise – Verzeihen allein wird nicht reichen - Ralf Engel
  • Corona-Krise als Herausforderung für den Rechtsstaat - Hans-Jürgen Papier-
  • Demokratie in unsicheren Zeiten: Ausnahmezustand als Dauerzustand? - Tamara Ehs
  • Die Corona-Krise – eine Chance für die EU? - Dirk Leuffen
  • Die Pandemie als große Verschwörung - Tim Schatto-Eckrodt, Svenja Boberg & Thorsten Quandt
  • Das Corona-Virus als der große Gleichmacher? Oder doch ein „Ungleichheitsvirus“? -Stefan Sell
  • Coronabedingte Schulschließungen und Bildungsgerechtigkeit - Ludger Wößmann und Larissa Zierow


Montag, 16. August 2021

Wer zahlt die Corona-Kosten?

In einer Dokumentation der Reihe ZDF.zoom machen die Autoren den Kassen-sturz und fragen: Wer muss die Rechnung bezahlen? Alle Steuerzahler, nur Superreiche – oder die junge Generation?

Die Summe ist gewaltig – die Kosten für die Bekämpfung der Corona-Pandemie werden auf rund 500 Milliarden geschätzt. Das Ziel, die Folgen abzufedern hat sich durchaus gelohnt: Arbeitsplätze wurden erhalten, Unternehmen wurden gerettet.

Wer bezahlt die Schulden?

Enorm sind aber auch die Schulden. Zur Frage, wer diese bezahlt, werden in der Dokumentation unterschiedliche Positionen werden in der Dokumentation vorgestellt: Finanzminister Scholz setzt neben Wachstum auf eine Vermögenssteuer, der Ökonom Lars Feld setzt auf Ausgabenkürzungen. Interessant auch der Millionär Michael Horbach der sagt „Wir Reichen sind mal wieder dran“. Ein Mitglied des Jugendrats der Generationen befürchtet, dass es letztlich die junge Generation sein wird.

Video anschauen

Die ganze Doku finden Sie in der ZDF Mediathek, einen Teil davon auf dem ZDF-Kanal auf YouTube:

Sonntag, 8. August 2021

Eine Bratwurst für eine Impfung?

In fast allen westlichen Ländern stockt die Impfkampagnen: Obwohl mittlerweile genügend Impfstoff vorhanden ist, ist die Herdenimmunität in weiter Ferne.

Drohungen und Belohnungen

Mit einer Mischung aus Drohungen und Belohnungen versuchen die Länder, die Impfbereitschaft zu steigern. Mal gibt es eine Verlosung von Preisen, andere bieten einen Joint.
Erfolgreich war auch eine Aktion in Thüringen, in der die Menschen mit einer Bratwurst belohnt wurde.
 

Mit finanziellen Anreizen zu mehr Impfungen

Die Tagesthemen vom 6. August beschäftigt sich mit der Problematik:


Eine Bratwurst oder ein Burger-Gutschein hat tatsächlich einige Bürger*innen animiert. Auch ein Unternehmer hatte mit Anreizen erfolgt. Die Ökonomin Nora Szech verweist auf Untersuchungen, dass die Impfbereitschaft mit steigender Summe steigt – bei 500 Euro wären es 90 % bereit zur Impfung, d.h. die Herdenimmunität wäre erreicht.

Ihr habt Problemchen

Andere kritisieren dieses Vorgehen. Ein Bericht der Tagesthemen über die Situation in Lateinamerika zeigt die Unterschiede: Hier warten noch viele Menschen auf die Impfung.
Markus Becker hält diese globale Ungleichheit für empörend: Millionen Impfdosen bleiben in westlichen Ländern ungenutzt herum oder müssen sogar entsorgt werden.
Er fordert deshalb die Impfdosen an Entwicklungsländer zu verteilen. Das wäre nicht nur altruistisch, sondern auch in egoistischer Hinsicht geboten. "Denn auch die Deutschen werden erst dann Ruhe vor dem Virus haben, wenn an anderen Orten der Welt nicht immer neue Varianten entstehen können".

Mittwoch, 4. August 2021

Die Kosten der Corona-Lockdowns

In einer Analyse in der ZEIT beschäftigt sich Annika Joeres mit den Kosten der Lockdowns
Während man die wirtschaftlichen Folgen in Zahlen ausdrücken kann, bleibt bei den sozialen Kosten nur die These, dass sie sehr hoch sind.

Was haben die Lockdowns gebracht

Der Lockdown sollte Infektionen verhindern, um die Anzahl an Todesopfern und Krankenhauspatienten zu senken. Dem gegenüber stehen Kollateralschäden für Wirtschaft aber auch das gesellschaftliche Zusammenleben.
Die wirtschaftlichen Zahlen sind eindeutig: 5,1 % Rückgang des BIP, 275 Milliarden neue Schulden, was die Schuldenquote von 60 auf 70 % erhöht hat. Das Beispiel Schweden zeigt, dass es wohl auch ohne Lockdown zu einem wirtschaftlichen Rückgang gekommen wäre: Die Menschen schränkten ihre Aktivitäten wie Restaurantbesuche freiwillig ein. Umstritten und wohl kaum zu beziffern ist, wie viele Menschenleben durch die Lockdowns gerettet wurden.

Die sozialen Kosten

Auch bei den sozialen Kosten ist die Bilanz nicht eindeutig. Einerseits war die Schließung der Schulen eine effiziente Methode zur Eindämmung der Pandemie, andererseits kommen neben den Bildungsrückständen psychische Folgen: Psycholog*innen und Psychiater*innen werden förmlich überrannt. 

Langzeitfolgen des Long Lockdown

Zusammengefasst ist eine exakte der Kosten schwierig. Die Probleme werden uns noch lange beschäftigen und betreffen nicht nur Menschen, die tatsächlich an den Spätfolgen von Covid leiden. Eine Untersuchung von Jugendlichen zeigte, dass viele Kinder unter Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Kopfschmerzen leiden – unabhängig davon, ob sie tatsächlich eine Corona-Erkrankung durchgemacht hatten oder nicht
Für eine angemessene Betrachtung der Folgen der Pandemie und ihrer Bekämpfung wie für die künftige Politik tut offenbar eine neue Kategorie zur Bewertung not: Long Lockdown.

Donnerstag, 15. Juli 2021

Schockwellen – Nachrichten aus Pandemie

Es ist eine beeindruckende Dokumentation, die aber nur bis Ende September 2021 in der Mediathek zu sehen ist – hoffentlich bleibt sie länger auf YouTube. 


Chronologische Schilderung ohne Kommentare

Die Dokumentation montiert Nachrichten, Reportagen, Talkshows, Live-Schaltungen und Videoblogs seit Januar 2020. Sie zeigt eindrucksvoll, wie sich die Pandemie verbreitet, den Schrecken den sie verbreitet, die Verzweiflung und Unsicherheit. Eindrucksvoll wird auch aufgezeigt, wie die Gesellschaft immer mehr Risse bekommt. Manche Teile sind kaum auszuhalten, so die Szenen als ein Pfarrer die vielen Toten in Bergamo segnet oder die Scheiterhaufen in Indien.

Die Unfassbarkeit der Ereignisse

Immer wieder zu sehen sind Gesundheitsminister Spahn und der Virologe Drosten. Waren sie am Anfang noch optimistisch, dass Europa weitgehend verschont wird, sieht man die zunehmende Sorge:
Das Rätselraten der Experten, die Zweifel der Politiker, die Unfassbarkeit des Ereignisses. Es scheint zu groß und zu viel in Frage zu stellen, zu sehr die Normalität zu bedrohen und das Ende einer Zeit zu markieren. Niemand will wahrhaben, was bald wahr werden wird.

Mittwoch, 7. Juli 2021

Ende des Corona-Lockdowns: Das neue Wachstum

Lisa Nienhaus beschäftigt sich in der ZEIT mit dem neuen Wachstum nach Ende des Corona-Lockdowns.
 

Die Wirtschaft wächst wieder

Es geht bergauf: Dank Exporte geht es der Industrie schon länger besser, nun dürfen auch Geschäfte und Restaurants endlich wieder öffnen. Manche ziehen bereits Vergleiche zu den Roaring Twenties nach dem 1. Weltkrieg oder dem Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren

Das Wachstum ist zurück: Frisch, glänzend, verheißungsvoll

Während des Lockdowns hofften viele auf dauerhafte Veränderungen: weniger fliegen, weniger Auto fahren, Urlaub daheim und Millionen im Homeoffice. Andererseits waren viele Milliarden vom Staat nötig, um das Leben halbwegs am Laufen zu halten, das Wachstum ist zurück: Frisch, glänzend, verheißungsvoll. Und die Lehre aus Corona scheint eher keine neue Verzichtsbereitschaft zu sein, sondern eine neue Wachstumssehnsucht und Freiheitsdrang: Lasst uns jetzt machen, was wir wollen, bitte schön!

Die Klimawende als Geschäftsmodell?

Dennoch kann es nicht so bleiben wie es ist – der Klimawandel bedroht unser Leben und damit auch das Wirtschaftsmodell.
Zurecht fragt Nienhaus, ob die Menschen bereit sein werden, notwendige Mehrkosten zu übernehmen. Sie betont aber auch die Chancen, wenn Firmen grüne Technologien erfinden, weiterentwickeln und zum Geschäft machen

Mit viel Geld zu klimaschonendem Konsum?

Neuhaus verweist auf die Politik von Joe Biden, der auch auf Schulden setzt, um Bürger und Firmen zu klimaschonendem Verhalten zu bringen. „Es ist ein Weg, den die Menschen vermutlich erst einmal besser verkraften. Aber es ist ein teurer Weg. Will man ihn gehen, braucht man umso mehr etwas, das verhindert, dass die steigenden Schulden irgendwann das Land erdrücken. Genau, da ist es wieder: das Wachstum.“

Donnerstag, 17. Juni 2021

Die Impfstrategie der EU - doch nicht so schlecht?

Noch zu Beginn des Jahres hagelte es Kritik an der EU wegen der Impfstrategie, im Rückblick zeigt sich, dass vielleicht doch nicht alles so schlecht war.

Viel berechtigte Kritik

Viele Kritikpunkte sind berechtigt. Angesichts der hohen Kosten für Menschen und die Wirtschaft schien das Geschachere der EU übertrieben. Die Bieter von Impfstoffen lieferten Ländern wie den USA und Großbritannien mehr und schneller, da die auf die Haftung verzichtet und auch mehr Geld bezahlt haben. Beklagt wurden auch die langwierigen Genehmigungsverfahren und das Prozedere der Bestellung

USA und Großbritannien – clever oder unfair?

Anzuerkennen ist auch, wie Großbritannien in einer Mischung aus unternehmerischer und militärischer Effizienz das Projekt umgesetzt hat: frühzeitiger und ausreichender Einkauf, eine schnelle Zulassung sowie eine professionelle Verteilung über ein einheitliches Gesundheitssystem. Auch die die USA überzeugte mit einer schnellen und effizienten Verteilung. Andererseits setze die USA zunächst auf Exportverbote, während ein großer Teil der in der EU produzierten Impfstoffe in den Export gingen.
 

Nationalstaaten sind verantwortlich

Letztlich sind die Nationalstaaten verantwortlich für die Gesundheitspolitik und damit auch für Impfkampagnen. Die EU-Kommission haben Rahmenverträge mit Impfhersteller geschlossen, die EU schlossen Lieferverträge und konnten bestimmen, welche Impfstoffe sie bestellen. Auch für Fehler bei der Durchführung, wie sie auch in Deutschland häufig beklagt wurden, kann man nicht die EU verantwortlich machen.

Impfstrategie gar nicht so schlecht?

Mittlerweile haben die europäischen Staaten beim Impfen aufgeholt, „eine steile Impfkurve als Zeichen von Solidarität und Gründlichkeit. Ein Wettbewerb zwischen den 27 Mitgliedstaaten wäre keine ernsthafte Alternative gewesen, anders als die USA und Großbritannien hat die EU auch die Regeln des Freihandels beachtet.

Gesundheitsunion – aus Fehlern lernen

Der Begriff „Gesundheitsunion“ klingt etwas hochtrabend, denn an der Zuständigkeit der National-staaten kann und will niemand ernsthaft zweifeln. Wenn die EU aber durch mehr gemeinsames Vorgehen die Versorgung mit Medikamenten und Impfstoffen sicherstellt und besser für künftige Krisen gewappnet ist, hat die EU aus den Fehlern gelernt.

Weitere Informationen

Neue Züricher Zeitung: Hat die EU wirklich versagt? 
Deutsche Welle: Die Impfstrategie der EU - Propaganda und Fakten
Die ZEIT: USA und Großbritannien - clever oder unfair?

Dienstag, 18. Mai 2021

Impfstoffpatente aussetzen?

Joe Biden hat mit seinem überraschenden Vorschlag eine Debatte angestoßen: Soll das Patent für Corona-Impfstoffe ausgesetzt werden, um eine schnellere weltweite Impfung zu ermöglichen?
Es gibt verschiedene interessante Gegenüberstellung wichtiger Argumente, u.a. in der Deutschen Welle und im SWR.

Patentrechte aussetzen

Die Aussetzung von Patenten in Ausnahmesituationen ist ausdrücklich in der Welthandelsorganisation WTO vorgesehen. Bei der Bekämpfung der AIDS-Pandemie hat dies Erfolge gezeigt, die Preise für Medikamente deutlich gesenkt. Andere verweisen, dass die Entwicklung von Covid-19-Inmpstoffen mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden.  

Vorhandene Impfstoffe besser verteilen

Gegner der Forderung verweisen darauf, dass durch die Aussetzung kurzfristig keine Impfstoffe erzeugt werden. Die Produktion ist kompliziert und die Rohstoffe knapp. Sie fordern stattdessen eine bessere und schnellere Verteilung der Impfstoffe.
Patente sind für Pharmafirmen ein Anspornt für Forschung und Innovation – sie könnten zukünftige Investitionen abschrecken.

Produktionskapazitäten in armen Ländern ausbauen

Alan Posener beschreibt in der ZEIT die Vorschläge als Sozialisierung, bei dem alle verlieren. Er befürchtet, dass von einer Freigabe vor allem China profitieren würde, die sich schon früher nicht um Patente scherte. Seine Forderung: Gewinne reinvestieren und Produktions- und Distributionskapazitäten in den ärmeren Ländern auszubauen.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Impfprivilegien - Entscheidungen müssen her

Zwei ganz unterschiedliche Wege etwas Offensichtliches zu fordern: Die ZEIT und die Heute-Show fordern klare Regeln für Geimpfte und Genesene. Sie kritisieren, dass beim Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsident*innen nicht viel herauskam.

Lockerung für Geimpfte und Genesene

Heinrich Wefing kritisiert in seinem Kommentar in ZEIT, dass es immer noch keine Entscheidungen für den Umgang mit Geimpften und Genesenen gibt, obwohl lange klar war, dass dieser Moment kommen wird. Grundrechte sind kein Privileg, auch wenn es kurzzeitig zu einer Ungleichbehandlung kommt.
Die Pandemie zeigt, wie wurstig das Verhältnis dieser Regierung zur Freiheit ist, wie taktisch und instrumentell.

Her mit dem digitalen Impfpass und Schluss mit der Impfbürokratie

Die Heute Show kritisiert das „Kaffeekränzchen“ bei Merkel und fordert zurecht den digitalen Impfpass und ein Ende der Impfbürokratie.

Freitag, 30. April 2021

Endlich weltweit impfen!?

Wir – und da schließe ich mich ein – waren in den letzten Wochen verärgert über die langesame Verteilung der Impfstoffe.
Einige Berichte zeigen, dass wir auf hohem Niveau jammern, da in vielen Regionen der Welt noch fast nichts angekommen ist. Das dramatische Beispiel Indien zeigt, dass viele Menschen sterben könnten – und die Pandemie auch wieder zu uns zurückkommen kann. Das zeigt auch ein kurzes Video von Quarks eindrucksvoll auf.

So nah ist Indien

Andrea Böhm betont in ihrem Kommentar in der ZEIT, dass es nicht verwerflich ist, wenn Regierungen in einer Pandemie zuallererst die eigene Bevölkerung versorgen wollen.
„Aber es ist verwerflich und kontraproduktiv, wenn reiche und mächtige Staaten lebenswichtige Medikamente horten und gleichzeitig Wege blockieren, die Herstellung dieser knappen Güter auszuweiten.“ Nicht erst wenn alle reichen Ländern durchgeimpft sind müssen ärmere Staaten unterstützt werden – sondern jetzt

Globale Impfstoffverteilung – Jetzt sind wir dran

In einer längeren Reportage in der ZEIT wird über verschiedene Orte der Welt berichtet.
Zitiert wird Angela Merkel, die so einfach wie schlagend argumentiert: "Wir sind nicht wirklich sicher, solange nicht alle in Sicherheit sind."

Weltweite Verteilung durch Covax?

Es gibt einen Versuch, beides zu vereinen, die Interessen der Pharmaindustrie und die globale Solidarität. Im Frühjahr 2020 entstand, unter Führung der Weltgesundheitsorganisation und anderer internationaler Akteure, eine Initiative namens Covax, das steht für Covid-19 Vaccines Global Access. Bei Covax zahlen reiche Länder und private Geldgeber in eine Kasse ein, aus der dann der Kauf von Impfstoffen finanziert werden soll. Die Idee: Jedes Land der Welt soll zumindest 20 Prozent seiner Bevölkerung impfen können, vor allem Risikogruppen und Gesundheitspersonal.

Patente freigeben?

Die Forderung Patente frei zu geben – sicher auch eine Forderung, da viele Hersteller mit der Produktion kaum hinterherkommen sicher ein
Ohne Frage läuft hier einiges schief, wie die Anstalt auf gewohnte Weise aufzeigt:

Donnerstag, 22. April 2021

Die vergessenen Corona-Helden: Abgeklatscht und abserviert

Eine Dokumentation in der ARD zieht eine bittere Bilanz nach einem Jahr Corona-Krise.

Die vergessenen Corona-Helden

Die Dokumentation zeigt die Geschichte einer Pflegerin, die selbst schwer erkrankte, mittlerweile aber selber wieder Patienten versorgt. Von der Wertschätzung und den versprochenen besseren Arbeitsbedingungen spürt sie nichts: 90 Prozent der Beschäftigten, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, verdienen noch immer weniger als der Durchschnitt. Und: Verantwortung für das Wohl anderer Menschen wird schlechter bezahlt als Verantwortung für Maschinen. Auch beim Versuch eine Pflegewerkschaft aufzubauen, zeigen sich Schwierigkeiten.

Kämpferische Kassiererinnen

Auch zwei Verkäuferinnen kämpfen für etwas, was selbstverständlich sein sollte: Dass alle Beschäftigten den Lohn, der ihnen zusteht, auch ausgezahlt bekommen. Auf ihre wütenden Briefe erhält sie immerhin die Einladung in den Bundestag und das Versprechen, dass ihre berechtigten Sorgen zukünftig ernster genommen werden.

Mittwoch, 7. April 2021

Raufen wir uns zusammen – die Osteransprache von Präsident Steinmeier

Vor einem Jahr habe ich die Rede von Frank-Walter Steinmeier zu Ostern 2020 gewürdigt. Weder er noch die meisten anderen hätten wohl geahnt, dass auch dieses Osterfest durch Corona geprägt ist. Auch in diesem Jahr hat er einiges ideal auf den Punkt gebracht.

Eine Krise des Vertrauens

Gleich zu Beginn ging er mit der Politik hart ins Gericht. Er äußerte Verständnis für das Gefühl von Ohnmacht und Frust und benannte die Fehler – beim Testen, beim Impfen, bei digitalen Lösungen

Raufen wir uns zusammen

„Es gibt keinen Königsweg“ betonte das Staatsoberhaupt und verwies auf das Positive, u.a. die Entwicklung von Impfstopp in Rekordzeit. Er fordert die Bürger*innen auf sich zusammenzuraufen: „Holen wir raus, was in uns steckt! Empören wir uns nicht nur über die anderen oder über die da oben. Zeigen wir doch nicht ständig, was nicht geht, sondern dass es geht, wenn alle ihren Teil tun“

Weg vom Superlativ – himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt

Aus dem Herzen hat mir der Bundespräsident gesprochen als er das Denken in Superlativen kritisiert.
wir sind aber auch nicht Totalversager. Sondern wir sind die Bundesrepublik Deutschland. Wir zweifeln viel, aber wir können auch viel! Und aufs Können, nicht aufs Zweifeln, kommt es jetzt an.

Die Rede von Frank-Walter Steinmeier

Die ganze Rede können Sie auf der Homepage des Bundespräsidenten nachlesen. 

Freitag, 26. März 2021

Multiples Politikversagen

Es ist frustrierend und auch mir fällt es immer schwerer, unsere Politiker*innen zu verteidigen. Deshalb spricht mir ein Kommentar von Markus Feldenkrichen im SPIEGEL aus dem Herzen. Unter dem Titel Multiples Politikversagen schreibt er:
Die deutsche Politik taumelt von Coronagipfel zu Coronagipfel. Sie agiert kaum, sie reagiert nur noch. Und ihre Prioritätensetzung ist ein Skandal.

Von einer Chaossitzung zur nächsten

Er kritisiert, dass die Ministerkonferenz stundenlang über eine Osterruhe gestritten haben, die nachher doch nicht kam. Dabei haben sie das wichtigste vergessen: eine effizienten Impf- oder Teststrategie.
Schlimmer noch: Das eigentliche Versagen ist, dass die deutsche Politik gar keine Alternativen mehr zum Shutdown hatte

Das Erfolgsmodell scheitert

Das ständige Bemühen um Ausgleich und Kompromisse war lange Zeit das Erfolgsmodell der Bunderespublik: m Kampf gegen Covid-19 aber erweist sich dieser Wesenskern der Rheinischen Republik als verheerend. Statt der Wirtschaft klare Bedingungen zu diktieren, bleibt es bei Appellen, während die Menschen mit unklaren Regeln immer mehr verwirrt.

Schlechter hätte es nicht laufen könnten

Feldenkirch zieht es frustriertes aber nachvollziehbares Fazit:
Die Akzeptanz der nun beschlossenen Maßnahmen wird durch das Heckmeck des gestrigen Tages gewiss nicht gestiegen sein. Alle haben von der Politik irgendwelche Zugeständnisse bekommen, aber keiner ist zufrieden. Schlechter hätte es nicht laufen können.

Freitag, 19. März 2021

Kinder in der Corona-Krise: Was Kinder jetzt brauchen

Sorgen von Kindern und Jugendliche werden in der Corona-Krise oft übersehen. Anna Mayr hat in der ZEIT einige Vorschläge, wie man das Leben junger Menschen verbessern könnte.

Lernen

Ob man sie „Lern-Buddys“, „Bildungslotsen“ oder „Mentorenprogramm“ nennt: Studierende können Schüler*innen beim Lernen helfen. Weitere Vorschläge sind hier die Verlängerung des Schuljahrs oder die Möglichkeit, freiwillig ein Jahr zu wiederholen. Interessant finde ich den Vorschlag, den Kindern Räume wie Kletterhallen, Kino- und Konzertsäle zugänglich zu machen.

Spaß

Auch in dieser Rubrik gibt es spannende Vorschläge: Würde der Bund Gutscheine für Zoos und Museen an Kinder ausgeben, die sich das normalerweise nicht leisten können, hätte man ein unkompliziertes Förderprogramm für diese Einrichtungen. Wichtig ist auch, dass die Kinder mal rauskommen, in der Hamburger Jugendhilfe heißt dies „früh einsetzende entwicklungsfördernde Hilfen“, d.h. Kuren für Kinder. Ebenso wichtig und notwendig die Idee, alle Möglichkeiten zu nutzen, damit Kinder schwimmen lernen – durch die geschlossenen Schwimmbäder gibt es auch hier Probleme.

Sicherheit

Sicherheit wird bei den Vorschlägen umfassend verstanden. Einerseits finanziell: Eine Kindersicherung könnte Armut verhindern. Die Gewalt ist während der Pandemie gestiegen – Jugendämter müssen auch in der Pandemie für Jugendliche da sein. Ein bereits vor der Pandemie drängendes Thema – die Schulsanierung – ist immer noch akut. Hier fordert die Autorin, die Bürokratie zu überdenken.

Schulöffnungen reichen nicht

In manchen Kinderpsychiatrien gibt es keine Plätze mehr, Depressionen und Essstörungen nehmen zu. Es reicht aber nicht aus, Schulen zu öffnen, denn den Kindern fehlt der Begegnungsraum, das Soziale. Es ist deshalb wichtig, den Kindern das Leben zu erleichtern.
Selbst wenn die Pandemie irgendwann vorbeigeht, wäre es ja immer noch richtig, jetzt über diese Ideen weiter nachzudenken. Und Strukturen aufzubauen, die den Kindern auch noch in den kommenden Jahren guttun werden.

Freitag, 5. März 2021

Zukunftsszenarien für die Zeit nach Corona

Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und hat die Trend- und Zukunftsforschung in Deutsch-land von Anfang an maßgeblich geprägt. Heute gilt das Institut als einer der einflussreichsten Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung und ist die zentrale Informations- und Inspirationsquelle für alle Entscheider und Weiterdenker.

Vier Zukunftsszenarien für die Post-Corona-Gesellschaft

Das Zukunftsinstitut hat 4 Szenarien entwickelt, die beschreiben, wie unsere Zukunft nach der Pandemie mittelfristig aussehen könnte. Über das Institut finden Sie weitere Informationen und können sich auch die Studie herunterladen. 
Die Szenarien sind anhand von zwei Achsen aufgeteilt.

  • Gelingen die Beziehungen innerhalb der Gesellschaft?
  • Ist die Welt lokal oder global verbunden.


Zu jedem dieser Videos gibt es ein Youtube-Video. Als unerschütterlicher Optimist habe ich das optimistische Video eingebettet, die anderen Videos erreichen Sie über die jeweiligen Links.

Szenario: Anpassung – die resiliente Gesellschaft

Die Welt lernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. Wir passen uns besser den Gegebenheiten an und sind flexibler im Umgang mit Veränderung. Die Weltwirtschaft wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer, mancherorts zeigt sich bereits Stagnation. Unternehmen in solchen Umfeldern brauchen neue Geschäftsmodelle und müssen unabhängiger vom Wachstum werden. Damit stellt sich automatisch die Sinnfrage nach dem Zweck des Wirtschaftens: Immer mehr Profit? Oder vielleicht doch bessere, sozial und ökologisch vorteilhaftere Problemlösungen für Kunden und andere Stakeholder? Eines ist klar: Das gemeinsame Überstehen der Krise verhilft zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander.



Szenario  Neo-Tribes – die Rückkehr ins Private

Nach der Corona-Krise hat sich die globalisierte Gesellschaft wieder stärker zurück zu lokalen Strukturen entwickelt. Es wird mehr Wert denn je auf regionale Erzeugnisse gelegt. Die Kartoffel vom Bauern nebenan ist die neue Avocado, an Poke Bowls im Szene-Lokal denkt niemand mehr. Die Rückbesinnung auf Familie und Haus und Hof hat Einzug gehalten. Kleine Gemeinschaften entstehen neu und verfestigen sich – immer in vorsichtiger Abgrenzung zu „den Anderen“. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtige Werte, die jedoch nur lokal gedacht werden, nicht global. Hier finden Sie das Video.

Szenario -  Die totale Isolation

Am Anfang war der Shutdown – und der Shutdown ist zur Normalität geworden. Es ist normal, beim Betreten der Metro den Chip im Handgelenk zu scannen oder sich vor dem ersten Date gegenseitig die Gesundheitsdaten zu schicken. Bei der Ausreise brauchen wir eine Genehmigung. Für Länder außerhalb der EU muss sogar ein langwieriges Visumverfahren durchlaufen werden. Handelsabkommen einzelner Staaten untereinander gewährleisten die Grundversorgung, aber auch nicht mehr. Wir leben gerne in der totalen Isolation. Hier finden Sie das Video.

Szenario - System-Crash

Das Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht, und sie kommt nicht mehr heraus. Die Fokussierung auf nationale Interessen hat das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit massiv erschüttert. Jede Nation ist sich selbst die Nächste. Die Sorge vor einer erneuten Pandemie macht jede noch so kleine lokale Verbreitung eines Virus zum Auslöser drastischer Maßnahmen, von Grenzschließungen bis zum Kampf um Klopapier und medizinische Geräte. An die internationale Zusammenarbeit glaubt kaum noch jemand. So wankt die Welt nervös in die Zukunft. Hier finden Sie das Video.

Freitag, 26. Februar 2021

Ökonomie in der Corona-Krise: Mehr Staat, weniger Markt?

Mark Schieritz beschreibt in der ZEIT eine interessante Entwicklung: Die Corona-Krise führt zu mehr Staat und weniger Markt. Zukünftige Herausforderungen können aber nur durch private Initiative und staatliche Interventionen bewältigt werden.

Kollektive Krisen als Zeit sozialer Reformen

Schieritz zeigt, dass Katastrophen Reformen vorangetrieben hab „Auf die Pest folgte die ersten Sozialgesetzte, auf die Cholera Kanalisationen, nach dem 1. Weltkrieg folgte der Sozialstaat". Bereits seit längerer Zeit verschiebt sich die ökonomische Debatte, bereits vor der Pandemie warnten viele Akteure und Organisationen vor wachsender Ungleichheit und dem Klimawandel.  

Der Staat ist wieder gefragt

Diese Entwicklung hat sich durch die Pandemie verstärkt: Was vor kurzem noch unter Sozialismus-Verdacht stand wird plötzlich möglich. In den USA möchte Biden die Staatsausgaben und den Mindestlohn massiv erhöhen, in Deutschland befürworten selbst FDP-Wähler eine höhere Besteuerung von Einkommen. Selbst Ökonomen, die vor allem auf den Markt setzen, wünschen sich nun eine größere Rolle für den Staat.

Private Initiative und staatliche Interventionen

Schieritz betont, dass dies private Initiativen nicht ausschließt – im Gegenteil: private Initiative, staatliche Intervention, soziale Gerechtigkeit und ökonomische Effizienz können sich ergänzen. Als Beispiele nennt der die Impfstoffhersteller, die durch Forschungsgelder unterstützt werden und die Apollo-Mission, die Menschen zum Mond gebracht hat. Auch zukünftige Herausforderungen können nur gemeinsam erreicht werden: „Die Mondfahrten unserer Zeit sind nun der Klimawandel und die Vorbereitung auf die nächste Pandemie.“

Samstag, 13. Februar 2021

Die einen kratzen ihr Geld zusammen, die anderen sparen

Hermann-Josef Tenhagen zieht im SPIEGEL eine Bilanz nach einem Jahr Corona: Wie andere zeigt er auch auf, dass es eine tiefe Spaltung gibt, aber er hat auch einige konstruktive Vorschläge

Einige kommen gut über die Runden

Mit den staatlichen Hilfen sorgte die Regierung dafür, dass den Haushalten fast so viel Geld zur Verfügung stand wie vor der Krise. Gekauft haben die Menschen trotzdem nicht, die Ausgaben fielen um mehr als zehn Prozent. Auch die Börsen erholten sich und die Wirtschaft wuchs wieder

Viele Verlierer – auch dauerhaft

Aber es gibt auch viele Verlierer. Während der Onlinehandel boomt, erlebten viele Läden einen Umsatzeinbruch. Vor allem Menschen mit kleinem Einkommen traf es ebenfalls hart, Kellner, Kleinkünstler oder Beschäftigte im Tourismus stehen vor dem Nichts.
Manche könnten auch länger leiden: „Es traf die Schülerinnen und Schüler ohne eigenes Kinderzimmer, ohne Laptop und ohne Eltern, die ihnen Nachhilfe geben können.“ Ihre Zukunft könnten auch langfristig beeinträchtigt sein.

Hilfsmaßnahmen und Chancen nutzen

Tenhagen appelliert an die Menschen die Hilfsmaßnahmen zu nutzen: Hartz IV zu beantragen, die Gelder für die betroffenen Unternehmen. Studierende sollen sich bei den Gesundheitsämtern melden, um mitzuhelfen, dass die Nachverfolgung besser klappt.

Genügend Wohlstand um Härten abzufangen

Er schließt voller Optimismus
Unser Land verfügt (nach wie vor) über genügend Wohlstand, um größere Härten abzufangen. Vor allem: Die Erholung der Wirtschaft ist nicht gefährdet. Wir werden als Land gut durch die Krise kommen. Es wäre nur fair, wenn das am Ende auch die allermeisten Bürgerinnen und Bürger von sich sagen könnten.

Freitag, 5. Februar 2021

Das Impfdesaster und andere Merkwürdigkeiten in der Corona-Krise

Die Heute Show bringt es mal wieder auf den Punkt: Es läuft einiges schief in der derzeitigen Impfpolitik. Waren es am Anfang zu wenig Masken und zu wenig Tests ist es jetzt zu wenig Impfstoff. 

Realitätsverlust auf allen Seiten

Alle Seiten bekommen gleichermaßen ihr Fett ab. Die Kanzlerin attestiert Oliver Welke, weil sie sich in einem großen Interview behauptete, dass keine Fehler gemacht wurden.
Nicht viel besser die SPD, deren Spitzenkandidaten mit einigen Kampfausdrücken die Politik der eigenen Regierung kritisiert: Wenn‘s schief läuft, waren’s die anderen

Egoistisches Verhalten der reichen Staaten

Vergleicht man unsere Probleme mit dem Rest der Welt ist es immer noch Jammern auf hohem Niveau. Die reichsten 10 Länder haben sich 75 % des Impfstoffs gesichert. Für die Tests waren die armen Länder der Südhalbkugel gut genug, jetzt müssen sie viel Geld bezahlen. Aber auch für den reichten Norden kann dies zum Eigentor werden, prophezeit Welkte: Nur wenn wir global durch die Krise kommen, bleiben wir von Virus und Mutationen verschont.

Die vom Virus am härtesten gekniffenen Berufe

Auch die Suche nach dem am härtesten betroffenen Berufe hatte es in Sicht: Aufgezeigt wurde die Situation von Erzieherinnen, die auch während des Lockdowns mit vielen Kindern zu tun haben, die sich naturgemäß nicht um die AHA-Regeln scheren. Während ihnen nicht mal ausreichend Tests und Masken zur Verfügung stehen, fliegen die Fußball-Profis um die Welt, also ob nichts wäre.

Mal wieder absolut sehenswert – viel Spaß!

Dienstag, 26. Januar 2021

Die Pandemie trifft die Ärmsten der Welt

In der Süddeutschen Zeitung beschreiben Bastian Brinkmann und David Pfeifer eine bittere Folgen der Pandemie: die globale Armut steigt dramatisch an

Die Schwächsten erwischt es zuerst

Seit 1999 hat sich die Zahl der Menschen in extremer Armut weltweit um etwa eine Milliarde verringert. Als extrem arm gelten Personen, die weniger als 1,90 Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Durch die Corona-Pandemie ist die Zahl erstmals wieder gestiegen – mit katastrophalen Folgen vor allem für die Kinder. Weltweit haben 33 Millionen Kinder ihren Bildungsweg abgebrochen – obwohl Bildung so zentral für die Bekämpfung der Armut wäre. 

Börsenkurse steigen wieder

Besonders absurd werden diese Zahlen im Vergleich zu den Profiteuren der Krise: Die einen haben keine 1,90 Dollar am Tag, die anderen 14 Prozent Rendite. Die Autoren beschreiben als Beispiel Indien, wo Gewinner und Verlierer oft in unmittelbarer Nähe leben. Eine weitere bittere Begleiterscheinung: Neben Essen, das fehlt, und Bildung, die verpasst wird, steigt in vielen südostasiatischen Ländern der Kinderhandel an.

Wir alle sind gefordert

Diese Probleme machen unsere Probleme nicht geringer, aber der Artikel verdeutlicht: Die ganze Welt ist von der Pandemie betroffen, sie muss zusammenhalten und die Ärmsten unterstützen, um sie zu überwinden.

Dienstag, 19. Januar 2021

Nichts wie es scheint - Michael Butter über Verschwörungstheorien

In der Reihe VHS Wissen live gab es im Dezember 2020 einen interessanten Vortrag von Michael Butter.
Michael Butter ist Professor für amerikanischen Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen. Er koordiniert ein europäisches Netzwerk zur Erforschung von Verschwörungstheorien, an dem über 150 Wissenschaftler*innen aus 36 Ländern und mehr als einem Dutzend Disziplinen beteiligt sind. Im März 2018 erschien in der Edition Suhrkamp „Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien“.



Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?

Verschwörungstheorien sind attraktiv und lindern Unsicherheit und Kontrollverlust. Sie identifizieren die Schuldigen und Optimismus: Man hat etwas verstanden, was andere nicht verstanden haben
 

Warum verbreiten Menschen Verschwörungstheorien

Hier beschreibt Butter verschiedene Motive

  • Aus Überzeugung: manche glauben sie müssen der Wahrheit ans Licht verhelfen
  • Aus politischen Zielen: Ungarns Ministerpräsident Orban nutzt die Erfindung des großen Bevölkerungsaustauschs um George Soros als Sündenbock darzustellen
  • Aus ökonomische Gründen: Alex Jones, rechter Propagandist in den USA hat sich ein Medienimperium erschaffen

Verschwörungstheorien gab es schon immer

Butter zeigt auf, dass Verschwörungstheorien bis zum 14. Jahrhundert zurückgehen, oft waren Juden Opfer dieser Theorien.
Durch das Internet gab es einen sprunghaften Anstieg, denn sie werden sichtbarer „Die alternative Wahrheit ist nur eine Google-Suche entfernt“ Durch die gegenseitige Bestätigung und „Echokammern“ stabilisiert sich der Glaube

Verschwörungstheorien in der Corona-Krise

Die Corona-Krise erfüllt die Kriterien für den Erfolg von Verschwörungstheorien in idealer Weise. Es ist eine Gefahr, sie ist schwer zu verstehen und das bestimmende Thema. Mit Hilfe des Internets können sich die Theorien rasch verbreiten.
Oft werden diese Theorien von Menschen vertreten, die bereits zuvor Zweifel hatten oder anderen Theorien anhingen: Die Abschaffung des Bargelds, der Verlust von Bürgerrechten oder Bill Gates angebliches Ziel die Weltbevölkerung zu reduzieren.
Die Anhänger kommen aus unterschiedlichen Richtungen, auf einen Punkt können sie sich einigen: dass die offizielle Version falsch ist.

Mittwoch, 6. Januar 2021

Corona Maßnahmen - nur noch Notwehr?

In diesem Blogeintrag geht es um Kommentare, die sich kritisch mit der Corona-Politik der Bundesregierung auseinandersetzen.

Was das Volk will

Jacobs wirft der Regierung in der ZEIT vor, dass sie nur noch tut, was die Bevölkerung ohnehin erwartet
Wie viel Prozent finden die Maßnahmen zu weich, richtig so, zu hart? Wie sich die Bevölkerung in diese drei Kategorien sortiert, bestimmt ebenso über die Pandemiepolitik wie die Erkenntnisse der Wissenschaft.
Die Entscheidungen wie pauschale Lockdowns oder Ausgangssperren mit einem Radius von 15 Kilometer sind für ihn „die schlechteste Art der Pandemiebekämpfung ... – das letzte Mittel einer Politik, die sich nicht anders zu helfen weiß".

Noch ein viel strengerer Lockdown

Jacobsen zeigte Alternativen auf, so private Corona-Selbsttests oder einen Ausbau der Produktions-kapazitäten für Impfstoffe. Der umstrittenste Vorschlag ist ein noch strengerer Lockdown.
Dass Unternehmen egal welcher Art ihre Angestellten noch immer in Großraumbüros oder gar in Werkshallen zwingen können, während Kitas und Schulen aus Rücksicht auf das Virus geschlossen bleiben, ist ein Skandal.

Bewertung

Die Vorschläge von Jacobsen wurden auch bereits von anderen gemacht – und im Falle der Selbsttests und Kapazitätsaufbau als untauglich kritisiert. Auch ist es prinzipiell nicht zu verurteilen, wenn Regierungen das tun, was das Volk will. Dennoch stimme ich ihm in einigen Punkten zu: Auf Fehler und Alternativen hinzuweisen ist notwendige Kritik und keine nachträgliche Besserwisserei. Auch die absolute Priorisierung der Arbeit kann im Vergleich zu den immer härteren Einschränkungen des Privatlebens hinterfragt werden, es mehren sich die Stimmen, die einen strikten Lockdown den Folgen der dauernden Anpassungen vorziehen würden. 

Ein Kinderspaziergang wird härter reguliert als die Arbeitsplätze

Sascha Lobo kritisiert, dass der Lockdown nicht für alle strenger wird. "Die Inkonsistenz ist unverschämt" ist seine Kolumne im SPIEGEL überschrieben. Er beschreibt, dass viele Leute mittlerweile die Schnauze voll haben, die weder Corona verharmlosen noch gegen wirksame Schutzmaßnahmen sind. Besonders ärgert er sich über die "Heiligkeit der althergebrachten Form der Präsenzarbeit". Er fragt:

Warum gibt es keine Pflicht zum Homeoffice überall dort, wo es auch nur entfernt geht? Wieso ist buchstäblich jeder Kinderspaziergang härter reguliert als die Arbeitsplätze? Kurz: Warum sehen so viele bundesdeutsche Büros im Alltag noch aus, als sei 2019?