Montag, 27. Juli 2020

Zwischen Gut und Böse - die Bill & Melinda Gates Stiftung

Verschwörungstheorien ranken sich um die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates und seiner Frau Melinda. Diese sind meistens reichlich abstrus - doch es gibt unter Fachleuten auch ernsthafte Kritik am Engagement des Ehepaars, wie ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung zeigt.

Sie machen was – und das ist durchaus erfolgreich

Die Stiftung hat ein Kapitel von 50 Milliarden und hat zahlreiche Programme für die globale Entwicklung und Gesundheit durchgeführt. Allein durch das Geld – das die Entwicklungshilfe von vielen Staaten übersteigt – hat die Gates-Stiftung schon einiges bewirkt. Einige Erfolge lassen sich auf die marktwirtschaftlichen Ansätze zurückführen. 

Berechtigte Kritik jenseits abstruser Theorien

Jenseits manch abstruser Vorwürfen gibt es aber ernst zu nehmende Kritik an der Gates-Stiftung. Entwicklungshelfer*innen kritisieren, dass die Stiftung auf schnelle Erfolge statt langfristiger Aufbauarbeit setzt. Dies gilt auch für den Bereich der Gesundheit. Die Gates-Stiftung legt den Fokus auf Impfung, statt Gesundheit und Gesundheitssysteme zu verbessern. Auch wenn die USA für die Finanzierungsprobleme der Weltgesundheitsorganisation verantwortlich ist, besteht die Gefahr von Abhängigkeiten, wenn die Bedeutung der Gates-Stiftung zu groß wird.

Finanz-Talk im Kopf von Bill Gates

Kritisiert wird auch der Einfluss von Big Pharma und Big Food. Die Stiftung hält u.a. Aktien an Walmart, PepsiCo, Glaxo SmtihKline, Novartis, Monsanto. Von ihr profitieren nicht nur die Armen der Welt, sondern auch viele internationalen Unternehmen.
Die Anstalt ging den Problemen auf den Grund und stellen berechtigte Fragen: Wenn also Steuergeld eingesammelt, an private Pharmakonzerne weitergegeben und in eventuelle) Endprodukte verwandelt wird - ist der Impfstoff dann für alle da?


Mittwoch, 22. Juli 2020

Corona-Stresstest für Krankenhäuser bestanden?

Eine Dokumentation im ZDF schaut hinter die Kulissen deutscher Krankenhäuser. Dank massiver staatlicher Zuschüsse haben die Kliniken den Stresstest der Corona-Pandemie gut überstanden. Die grundsätzlichen Probleme sind aber nicht überstanden – im Gegenteil.

Marktgesetze machen Beteiligten das Leben schwer 

Ich habe in diesem Blog bereits über das Gesundheitswesen berichtet und das Streben nach Effizienz verteidigt. Manche Auswüchse sind aber schwer zu ertragen. Wenig lukrative Abteilungen werden heruntergefahren, um damit geldbringenden Stationen Vorrang zu geben. Besonders entsetzt hat mich, dass in einem Fall eine Abteilung für Menschen mit Behinderungen geschlossen wurden – eine Maßnahme, die zum Glück wieder rückgängig gemacht wurde.

Markt macht Medizin

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der ARD Markt macht Medizin,


Samstag, 18. Juli 2020

Nur ein Grippchen? Das Corona-Virus in Südamerika

Kaum einen Kontinent ist von Corona so hart getroffen wie Südamerika. Am schlimmsten grassiert die Pandemie in Brasilien, wo der Präsident eindrücklich beweist, dass chaotische Politik die Situation noch verschlimmern kann.

Die Ausgelieferten

In einem Artikel in der Süddeutschen, der bereits Ende Mai erschien, zeichnet Christoph Gurk ein düsteres Bild der Situation in Lateinamerika. In Lateinamerika explodiert die Zahl der Corona-Infizierten - und zwar selbst in Ländern mit strengen Ausgangssperren. Denn viele Menschen können sich eine Quarantäne schlicht nicht leisten. Die Menschen müssen wählen, ob sie vielleicht am Virus oder ganz sicher am Hunger sterben.

Bolsonaro verharmlost noch immer

Obwohl Brasilien mit über 78.000 Toten in der traurigen Statistik nur noch die USA vor sich hat, verharmlost Brasiliens Präsident weiter. Obwohl er mittlerweile selbst an COVID-19 erkrankt, sieht er sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass die „kleine Grippe“ den meisten Menschen nichts anhaben kann.

Montag, 13. Juli 2020

Corona in Krisenregionen - Die Menschen sterben zu Hause

In der Süddeutschen Zeitung erschienen heute zwei Artikel, die wütend, hoffnungslos und nachdenklich machen.

Die Menschen sterben zu Hause

Paul- Anton Krüger beschreibt in seinem Artikel die hoffnungslose Situation in Jemen und in Libyen.  In Jemen sind seit 2014 über 250.000 Menschen ums Leben gekommen. Es überlagern sich mehre Konflikte und die Verwicklung von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und neuerdings der Türkei haben die Situation verschlimmert.
Die Appelle nach einer Corona-Waffenruhe haben nichts gebracht – im Gegenteil. Große Teile der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, geschweige denn der notwendiger Versorgung, die durch die Pandemie notwendig wären. Die Todeszahlen tauchen nirgends auf, denn „die Menschen sterben zu Hause“.
Hilfe von außerhalb gibt es wenig, ein UN Spendengipfel brachte nur einen Teil des eigentlich notwendigen Summe und auch die Rücküberweisungen von im Ausland lebenden Jemeniten ist zurückgegangen.

Schöne Theorie, hässliche Praxis

Ähnlich frustrierend ist der Artikel von Daniel Brösseler und Paul-Anton Krüger, die sich mit den verzweifelten Versuchen Deutschlands beschäftigen, im UN-Sicherheitsrat eine Resolution einzubringen, um die durch den Krieg in Syrien weiter humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.
Russland und China stemmten sich dagegen und stimmten letztlich nur einer Minimalhilfe zu, die Assads Versuch die Menschen in der noch von Rebellen gehaltenen Gebiet bei Aleppo zu helfen.
Verständlich, dass selbst einem erfahrenen Diplomaten wie Christoph Heusgen der Kragen platzte:
"Wir alle handeln auf Anweisung. Aber wenn Sie nach Hause berichten, dann sagen Sie, dass der deutsche Botschafter Sie gefragt hat, ob die Leute, die die Anweisung gegeben haben, 500.000 Kinder von humanitärer Hilfe abzuschneiden, noch in den Spiegel schauen können."

Montag, 6. Juli 2020

Die Weltgesundheitsorganisation als Spielball zwischen USA und China

Die Weltgesundheitsorganisation musste viel Kritik einstecken. Nicht zu Unrecht, wie ich in meinem letzten Blogeintrag ausgeführt habe. Letztlich sind internationale Organisationen aber von den (mächtigen) Staaten abhängig und zwei der mächtigsten – die USA und China – spielen ein böses Spiel.

Spielball zwischen USA und China

In der ARTE-Dokumentation werden verschiedene Seiten betrachtet. Die Geschichte mit unbestreit-baren Erfolgen wie der Ausrottung der Pocken, über die massive Kürzung der Pflichtbeiträge hin Corona-Krise, in der sich die WHO vorwerfen lassen muss, Sprachrohr Chinas zu sein.

Eine tolle Dokumentation – absolut sehenswert!

Ergänzung: Das Video ist leider nicht mehr auf Youtube und ARTE verfügbar. Deshalb hier die Beschreibung

Die WHO ist wegen der Corona-Pandemie in die Kritik geraten. Besonders US-Präsident Donald Trump schoss scharf gegen die Weltgesundheitsorganisation. Doch Vorwürfe kommen nicht nur aus den USA.

Als die Corona-Pandemie erstmals im Dezember vergangenen Jahres in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auftauchte, blieb die Reaktion im Rest der Welt zunächst verhalten. Vor allem die Weltgesundheitsorganisation WHO war es, die zu Beginn der Epidemie Chinas verharmlosender Krisenberichterstattung Glauben schenkte. Erst Ende Januar 2020 erklärte sie Corona zur "Gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite". Viel zu spät, wie die weltweiten Auswirkungen bis heute zeigen.

Die 1948 gegründete Organisation wurde von zahlreichen Staaten daraufhin beschuldigt, die internationale Reaktion verzögert zu haben. Vor allem von US-Präsident Donald Trump kamen giftige Pfeile. Er hatte nicht nur die Einstellung der US-Zahlungen an die WHO veranlasst. Inzwischen droht er offen mit einem Austritt seines Landes aus der Organisation. Trump bezeichnete die in Genf in der Schweiz ansässige WHO zudem als "Marionette" Chinas.

Der Film von Anthony Dufour und Pierre Haski untersucht den Vorwurf, dass die internationale Organisation immer mehr einem Sprachrohr Pekings gleiche. Tatsächlich gibt es Auffälligkeiten – vor allem finanziell. So haben die USA nach Angaben der US-Vertretung in Genf im vergangenen Jahr rund 453 Millionen US-Dollar an die WHO gezahlt. Das ist nach US-Berechnungen zehnmal so viel wie China. Und für dieses sowie kommendes Jahr sind vonseiten der USA jeweils fast 116 Millionen US-Dollar an die WHO fällig. Chinas Beitrag hingegen liegt für diese beiden Jahre bei jeweils nur rund 57 Millionen US-Dollar.

Ein Grund für diese finanzielle Schieflage in dreifacher Millionenhöhe sei unter anderem, dass Peking die WHO in den vergangenen rund 20 Jahren unterwandert hätte – so jedenfalls ein Vorwurf der WHO-Kritiker. Sie behaupten zudem, dass die zunehmende Einflussnahme Chinas die Organisation aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Die Auswirkungen unter anderem einer intransparenten Finanzierung erscheinen fatal. So zeigt die Dokumentation auch auf, dass zuletzt zahlreiche Stimmen vor den Problemen bei der WHO gewarnt hatten.


Mittwoch, 1. Juli 2020

Die Weltgesundheitsorganisation in der Kritik

Die Weltgesundheitsorganisation kann auf eine lange durchaus erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Gegründet 1946 konnte sie auch in dunklen Zeiten des Kalten Krieges ihre Ziele – ein bestmögliches Gesundheitsniveau für alle – durchaus erreichen.
Die Organisation war mitbeteiligt an der Ausrottung der Pocken und der Entwicklung von Impfstoffen gegen Malaria und Kinderlähmung.

Fehler in der Corona-Krise

In der Corona-Krise jedoch muss sich die WHO schwere Vorwürfe gefallen lassen. Sie hat frühzeitige Hinweise aus Taiwan ignoriert und Chinas Interpretation ungeprüft übernommen. Erst am 11. März, als der Virus bereits in vielen Ländern Tote gefordert hat, folgte die Klassifikation als Pandemie.

Reformieren und nicht davonlaufen

Der Austritt der USA ist dennoch der falsche Weg. Trump lenkt vom eigenen Versagen ab. Die USA waren bisher größter Beitragszahler – vor der Bill & Melinda Gates Stiftung – und werden die Dominanz durch China noch erhöhen. Außerdem ist dadurch kein Problem gelöst – im Gegenteil.

Ist die EU am gesundbeten?

Die Europäische Union kritisiert den Ausstieg der USA und die WHO. Sie hat angekündigt, Reformvorschläge zu machen, denn sie sieht in der WHO eine wichtige Rolle bei der gerechten Verteilung möglicher Medikamente und Impfstoffe
Ob ihr das gelingt? Paul-Anton Krüger ist in der Süddeutschen skeptisch: "Die Appelle aus Europa, das Beschwören von Multilateralismus und einer regelbasierten internationalen Ordnung, wirken unbenommen ihrer inhaltlichen Berechtigung fast so hilflos, als wollte man die Corona-Krise mit Gesundbeten bewältigen."

Eine starke, unabhängige WHO

Dabei ist die Weltgesundheitsorganisation gerade jetzt wichtig, wie Thomas Schwarz vom Geneva Global Health Hub betont:
„Wir möchten eine starke, unabhängige WHO, die öffentliche Gesund-heit vertritt. Die das Menschenrecht auf Gesundheit gegenüber kommerziellen Interessen einfach verteidigt. Die an den Grundlagen der Gesundheit und an den krankmachenden Verhältnissen arbeitet und da eine starke Stimme ist. Die in diesen globalen politischen Prozessen selbstbewusst eine Führungsrolle inne hat.“

Weitere Informationen

Deutschlandfunk: Unabhängigkeit der Weltgesundheitsorganisation
Süddeutsche: Angeschlagene Weltgesundheit
Süddeutsche: Die Zerreibprobe