Donnerstag, 17. Juni 2021

Die Impfstrategie der EU - doch nicht so schlecht?

Noch zu Beginn des Jahres hagelte es Kritik an der EU wegen der Impfstrategie, im Rückblick zeigt sich, dass vielleicht doch nicht alles so schlecht war.

Viel berechtigte Kritik

Viele Kritikpunkte sind berechtigt. Angesichts der hohen Kosten für Menschen und die Wirtschaft schien das Geschachere der EU übertrieben. Die Bieter von Impfstoffen lieferten Ländern wie den USA und Großbritannien mehr und schneller, da die auf die Haftung verzichtet und auch mehr Geld bezahlt haben. Beklagt wurden auch die langwierigen Genehmigungsverfahren und das Prozedere der Bestellung

USA und Großbritannien – clever oder unfair?

Anzuerkennen ist auch, wie Großbritannien in einer Mischung aus unternehmerischer und militärischer Effizienz das Projekt umgesetzt hat: frühzeitiger und ausreichender Einkauf, eine schnelle Zulassung sowie eine professionelle Verteilung über ein einheitliches Gesundheitssystem. Auch die die USA überzeugte mit einer schnellen und effizienten Verteilung. Andererseits setze die USA zunächst auf Exportverbote, während ein großer Teil der in der EU produzierten Impfstoffe in den Export gingen.
 

Nationalstaaten sind verantwortlich

Letztlich sind die Nationalstaaten verantwortlich für die Gesundheitspolitik und damit auch für Impfkampagnen. Die EU-Kommission haben Rahmenverträge mit Impfhersteller geschlossen, die EU schlossen Lieferverträge und konnten bestimmen, welche Impfstoffe sie bestellen. Auch für Fehler bei der Durchführung, wie sie auch in Deutschland häufig beklagt wurden, kann man nicht die EU verantwortlich machen.

Impfstrategie gar nicht so schlecht?

Mittlerweile haben die europäischen Staaten beim Impfen aufgeholt, „eine steile Impfkurve als Zeichen von Solidarität und Gründlichkeit. Ein Wettbewerb zwischen den 27 Mitgliedstaaten wäre keine ernsthafte Alternative gewesen, anders als die USA und Großbritannien hat die EU auch die Regeln des Freihandels beachtet.

Gesundheitsunion – aus Fehlern lernen

Der Begriff „Gesundheitsunion“ klingt etwas hochtrabend, denn an der Zuständigkeit der National-staaten kann und will niemand ernsthaft zweifeln. Wenn die EU aber durch mehr gemeinsames Vorgehen die Versorgung mit Medikamenten und Impfstoffen sicherstellt und besser für künftige Krisen gewappnet ist, hat die EU aus den Fehlern gelernt.

Weitere Informationen

Neue Züricher Zeitung: Hat die EU wirklich versagt? 
Deutsche Welle: Die Impfstrategie der EU - Propaganda und Fakten
Die ZEIT: USA und Großbritannien - clever oder unfair?