Dienstag, 26. Januar 2021

Die Pandemie trifft die Ärmsten der Welt

In der Süddeutschen Zeitung beschreiben Bastian Brinkmann und David Pfeifer eine bittere Folgen der Pandemie: die globale Armut steigt dramatisch an

Die Schwächsten erwischt es zuerst

Seit 1999 hat sich die Zahl der Menschen in extremer Armut weltweit um etwa eine Milliarde verringert. Als extrem arm gelten Personen, die weniger als 1,90 Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Durch die Corona-Pandemie ist die Zahl erstmals wieder gestiegen – mit katastrophalen Folgen vor allem für die Kinder. Weltweit haben 33 Millionen Kinder ihren Bildungsweg abgebrochen – obwohl Bildung so zentral für die Bekämpfung der Armut wäre. 

Börsenkurse steigen wieder

Besonders absurd werden diese Zahlen im Vergleich zu den Profiteuren der Krise: Die einen haben keine 1,90 Dollar am Tag, die anderen 14 Prozent Rendite. Die Autoren beschreiben als Beispiel Indien, wo Gewinner und Verlierer oft in unmittelbarer Nähe leben. Eine weitere bittere Begleiterscheinung: Neben Essen, das fehlt, und Bildung, die verpasst wird, steigt in vielen südostasiatischen Ländern der Kinderhandel an.

Wir alle sind gefordert

Diese Probleme machen unsere Probleme nicht geringer, aber der Artikel verdeutlicht: Die ganze Welt ist von der Pandemie betroffen, sie muss zusammenhalten und die Ärmsten unterstützen, um sie zu überwinden.

Dienstag, 19. Januar 2021

Nichts wie es scheint - Michael Butter über Verschwörungstheorien

In der Reihe VHS Wissen live gab es im Dezember 2020 einen interessanten Vortrag von Michael Butter.
Michael Butter ist Professor für amerikanischen Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen. Er koordiniert ein europäisches Netzwerk zur Erforschung von Verschwörungstheorien, an dem über 150 Wissenschaftler*innen aus 36 Ländern und mehr als einem Dutzend Disziplinen beteiligt sind. Im März 2018 erschien in der Edition Suhrkamp „Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien“.



Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?

Verschwörungstheorien sind attraktiv und lindern Unsicherheit und Kontrollverlust. Sie identifizieren die Schuldigen und Optimismus: Man hat etwas verstanden, was andere nicht verstanden haben
 

Warum verbreiten Menschen Verschwörungstheorien

Hier beschreibt Butter verschiedene Motive

  • Aus Überzeugung: manche glauben sie müssen der Wahrheit ans Licht verhelfen
  • Aus politischen Zielen: Ungarns Ministerpräsident Orban nutzt die Erfindung des großen Bevölkerungsaustauschs um George Soros als Sündenbock darzustellen
  • Aus ökonomische Gründen: Alex Jones, rechter Propagandist in den USA hat sich ein Medienimperium erschaffen

Verschwörungstheorien gab es schon immer

Butter zeigt auf, dass Verschwörungstheorien bis zum 14. Jahrhundert zurückgehen, oft waren Juden Opfer dieser Theorien.
Durch das Internet gab es einen sprunghaften Anstieg, denn sie werden sichtbarer „Die alternative Wahrheit ist nur eine Google-Suche entfernt“ Durch die gegenseitige Bestätigung und „Echokammern“ stabilisiert sich der Glaube

Verschwörungstheorien in der Corona-Krise

Die Corona-Krise erfüllt die Kriterien für den Erfolg von Verschwörungstheorien in idealer Weise. Es ist eine Gefahr, sie ist schwer zu verstehen und das bestimmende Thema. Mit Hilfe des Internets können sich die Theorien rasch verbreiten.
Oft werden diese Theorien von Menschen vertreten, die bereits zuvor Zweifel hatten oder anderen Theorien anhingen: Die Abschaffung des Bargelds, der Verlust von Bürgerrechten oder Bill Gates angebliches Ziel die Weltbevölkerung zu reduzieren.
Die Anhänger kommen aus unterschiedlichen Richtungen, auf einen Punkt können sie sich einigen: dass die offizielle Version falsch ist.

Mittwoch, 6. Januar 2021

Corona Maßnahmen - nur noch Notwehr?

In diesem Blogeintrag geht es um Kommentare, die sich kritisch mit der Corona-Politik der Bundesregierung auseinandersetzen.

Was das Volk will

Jacobs wirft der Regierung in der ZEIT vor, dass sie nur noch tut, was die Bevölkerung ohnehin erwartet
Wie viel Prozent finden die Maßnahmen zu weich, richtig so, zu hart? Wie sich die Bevölkerung in diese drei Kategorien sortiert, bestimmt ebenso über die Pandemiepolitik wie die Erkenntnisse der Wissenschaft.
Die Entscheidungen wie pauschale Lockdowns oder Ausgangssperren mit einem Radius von 15 Kilometer sind für ihn „die schlechteste Art der Pandemiebekämpfung ... – das letzte Mittel einer Politik, die sich nicht anders zu helfen weiß".

Noch ein viel strengerer Lockdown

Jacobsen zeigte Alternativen auf, so private Corona-Selbsttests oder einen Ausbau der Produktions-kapazitäten für Impfstoffe. Der umstrittenste Vorschlag ist ein noch strengerer Lockdown.
Dass Unternehmen egal welcher Art ihre Angestellten noch immer in Großraumbüros oder gar in Werkshallen zwingen können, während Kitas und Schulen aus Rücksicht auf das Virus geschlossen bleiben, ist ein Skandal.

Bewertung

Die Vorschläge von Jacobsen wurden auch bereits von anderen gemacht – und im Falle der Selbsttests und Kapazitätsaufbau als untauglich kritisiert. Auch ist es prinzipiell nicht zu verurteilen, wenn Regierungen das tun, was das Volk will. Dennoch stimme ich ihm in einigen Punkten zu: Auf Fehler und Alternativen hinzuweisen ist notwendige Kritik und keine nachträgliche Besserwisserei. Auch die absolute Priorisierung der Arbeit kann im Vergleich zu den immer härteren Einschränkungen des Privatlebens hinterfragt werden, es mehren sich die Stimmen, die einen strikten Lockdown den Folgen der dauernden Anpassungen vorziehen würden. 

Ein Kinderspaziergang wird härter reguliert als die Arbeitsplätze

Sascha Lobo kritisiert, dass der Lockdown nicht für alle strenger wird. "Die Inkonsistenz ist unverschämt" ist seine Kolumne im SPIEGEL überschrieben. Er beschreibt, dass viele Leute mittlerweile die Schnauze voll haben, die weder Corona verharmlosen noch gegen wirksame Schutzmaßnahmen sind. Besonders ärgert er sich über die "Heiligkeit der althergebrachten Form der Präsenzarbeit". Er fragt:

Warum gibt es keine Pflicht zum Homeoffice überall dort, wo es auch nur entfernt geht? Wieso ist buchstäblich jeder Kinderspaziergang härter reguliert als die Arbeitsplätze? Kurz: Warum sehen so viele bundesdeutsche Büros im Alltag noch aus, als sei 2019?