Freitag, 26. März 2021

Multiples Politikversagen

Es ist frustrierend und auch mir fällt es immer schwerer, unsere Politiker*innen zu verteidigen. Deshalb spricht mir ein Kommentar von Markus Feldenkrichen im SPIEGEL aus dem Herzen. Unter dem Titel Multiples Politikversagen schreibt er:
Die deutsche Politik taumelt von Coronagipfel zu Coronagipfel. Sie agiert kaum, sie reagiert nur noch. Und ihre Prioritätensetzung ist ein Skandal.

Von einer Chaossitzung zur nächsten

Er kritisiert, dass die Ministerkonferenz stundenlang über eine Osterruhe gestritten haben, die nachher doch nicht kam. Dabei haben sie das wichtigste vergessen: eine effizienten Impf- oder Teststrategie.
Schlimmer noch: Das eigentliche Versagen ist, dass die deutsche Politik gar keine Alternativen mehr zum Shutdown hatte

Das Erfolgsmodell scheitert

Das ständige Bemühen um Ausgleich und Kompromisse war lange Zeit das Erfolgsmodell der Bunderespublik: m Kampf gegen Covid-19 aber erweist sich dieser Wesenskern der Rheinischen Republik als verheerend. Statt der Wirtschaft klare Bedingungen zu diktieren, bleibt es bei Appellen, während die Menschen mit unklaren Regeln immer mehr verwirrt.

Schlechter hätte es nicht laufen könnten

Feldenkirch zieht es frustriertes aber nachvollziehbares Fazit:
Die Akzeptanz der nun beschlossenen Maßnahmen wird durch das Heckmeck des gestrigen Tages gewiss nicht gestiegen sein. Alle haben von der Politik irgendwelche Zugeständnisse bekommen, aber keiner ist zufrieden. Schlechter hätte es nicht laufen können.

Freitag, 19. März 2021

Kinder in der Corona-Krise: Was Kinder jetzt brauchen

Sorgen von Kindern und Jugendliche werden in der Corona-Krise oft übersehen. Anna Mayr hat in der ZEIT einige Vorschläge, wie man das Leben junger Menschen verbessern könnte.

Lernen

Ob man sie „Lern-Buddys“, „Bildungslotsen“ oder „Mentorenprogramm“ nennt: Studierende können Schüler*innen beim Lernen helfen. Weitere Vorschläge sind hier die Verlängerung des Schuljahrs oder die Möglichkeit, freiwillig ein Jahr zu wiederholen. Interessant finde ich den Vorschlag, den Kindern Räume wie Kletterhallen, Kino- und Konzertsäle zugänglich zu machen.

Spaß

Auch in dieser Rubrik gibt es spannende Vorschläge: Würde der Bund Gutscheine für Zoos und Museen an Kinder ausgeben, die sich das normalerweise nicht leisten können, hätte man ein unkompliziertes Förderprogramm für diese Einrichtungen. Wichtig ist auch, dass die Kinder mal rauskommen, in der Hamburger Jugendhilfe heißt dies „früh einsetzende entwicklungsfördernde Hilfen“, d.h. Kuren für Kinder. Ebenso wichtig und notwendig die Idee, alle Möglichkeiten zu nutzen, damit Kinder schwimmen lernen – durch die geschlossenen Schwimmbäder gibt es auch hier Probleme.

Sicherheit

Sicherheit wird bei den Vorschlägen umfassend verstanden. Einerseits finanziell: Eine Kindersicherung könnte Armut verhindern. Die Gewalt ist während der Pandemie gestiegen – Jugendämter müssen auch in der Pandemie für Jugendliche da sein. Ein bereits vor der Pandemie drängendes Thema – die Schulsanierung – ist immer noch akut. Hier fordert die Autorin, die Bürokratie zu überdenken.

Schulöffnungen reichen nicht

In manchen Kinderpsychiatrien gibt es keine Plätze mehr, Depressionen und Essstörungen nehmen zu. Es reicht aber nicht aus, Schulen zu öffnen, denn den Kindern fehlt der Begegnungsraum, das Soziale. Es ist deshalb wichtig, den Kindern das Leben zu erleichtern.
Selbst wenn die Pandemie irgendwann vorbeigeht, wäre es ja immer noch richtig, jetzt über diese Ideen weiter nachzudenken. Und Strukturen aufzubauen, die den Kindern auch noch in den kommenden Jahren guttun werden.

Freitag, 5. März 2021

Zukunftsszenarien für die Zeit nach Corona

Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und hat die Trend- und Zukunftsforschung in Deutsch-land von Anfang an maßgeblich geprägt. Heute gilt das Institut als einer der einflussreichsten Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung und ist die zentrale Informations- und Inspirationsquelle für alle Entscheider und Weiterdenker.

Vier Zukunftsszenarien für die Post-Corona-Gesellschaft

Das Zukunftsinstitut hat 4 Szenarien entwickelt, die beschreiben, wie unsere Zukunft nach der Pandemie mittelfristig aussehen könnte. Über das Institut finden Sie weitere Informationen und können sich auch die Studie herunterladen. 
Die Szenarien sind anhand von zwei Achsen aufgeteilt.

  • Gelingen die Beziehungen innerhalb der Gesellschaft?
  • Ist die Welt lokal oder global verbunden.


Zu jedem dieser Videos gibt es ein Youtube-Video. Als unerschütterlicher Optimist habe ich das optimistische Video eingebettet, die anderen Videos erreichen Sie über die jeweiligen Links.

Szenario: Anpassung – die resiliente Gesellschaft

Die Welt lernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. Wir passen uns besser den Gegebenheiten an und sind flexibler im Umgang mit Veränderung. Die Weltwirtschaft wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer, mancherorts zeigt sich bereits Stagnation. Unternehmen in solchen Umfeldern brauchen neue Geschäftsmodelle und müssen unabhängiger vom Wachstum werden. Damit stellt sich automatisch die Sinnfrage nach dem Zweck des Wirtschaftens: Immer mehr Profit? Oder vielleicht doch bessere, sozial und ökologisch vorteilhaftere Problemlösungen für Kunden und andere Stakeholder? Eines ist klar: Das gemeinsame Überstehen der Krise verhilft zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander.



Szenario  Neo-Tribes – die Rückkehr ins Private

Nach der Corona-Krise hat sich die globalisierte Gesellschaft wieder stärker zurück zu lokalen Strukturen entwickelt. Es wird mehr Wert denn je auf regionale Erzeugnisse gelegt. Die Kartoffel vom Bauern nebenan ist die neue Avocado, an Poke Bowls im Szene-Lokal denkt niemand mehr. Die Rückbesinnung auf Familie und Haus und Hof hat Einzug gehalten. Kleine Gemeinschaften entstehen neu und verfestigen sich – immer in vorsichtiger Abgrenzung zu „den Anderen“. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtige Werte, die jedoch nur lokal gedacht werden, nicht global. Hier finden Sie das Video.

Szenario -  Die totale Isolation

Am Anfang war der Shutdown – und der Shutdown ist zur Normalität geworden. Es ist normal, beim Betreten der Metro den Chip im Handgelenk zu scannen oder sich vor dem ersten Date gegenseitig die Gesundheitsdaten zu schicken. Bei der Ausreise brauchen wir eine Genehmigung. Für Länder außerhalb der EU muss sogar ein langwieriges Visumverfahren durchlaufen werden. Handelsabkommen einzelner Staaten untereinander gewährleisten die Grundversorgung, aber auch nicht mehr. Wir leben gerne in der totalen Isolation. Hier finden Sie das Video.

Szenario - System-Crash

Das Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht, und sie kommt nicht mehr heraus. Die Fokussierung auf nationale Interessen hat das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit massiv erschüttert. Jede Nation ist sich selbst die Nächste. Die Sorge vor einer erneuten Pandemie macht jede noch so kleine lokale Verbreitung eines Virus zum Auslöser drastischer Maßnahmen, von Grenzschließungen bis zum Kampf um Klopapier und medizinische Geräte. An die internationale Zusammenarbeit glaubt kaum noch jemand. So wankt die Welt nervös in die Zukunft. Hier finden Sie das Video.