Samstag, 19. Februar 2022

Zurück zu überkommenden Rollenmustern?

Alexander Hagelüken beschreibt in seinem Kommentar Neue Familienrealität in der Süddeutschen Zeitung die Situation von Familien in der Pandemie.

Viele Probleme für Familien

Es gibt viele Sorgen für Eltern: Es gab lange kein Impfstoff, psychische Langzeitschäden, drohende Bildungslücken. Der Staat reagierte oft träge: Bei Tests, aber auch bei Luftfiltern in Klassen.
Viele Kinder können nicht in Schulen und Kindergärten: Erst waren die Einrichtungen zu, jetzt müssen viele zuhause bleiben, weil sie infiziert oder in Quarantäne sind. Besonders Alleinerziehende und drei Millionen Paar, bei denen beide Elternteile berufstätig sind, stellt dies vor Probleme.

Zurück in überkommende Rollenmuster

Hier ist ein Rückfall in überkommende Rollenmuster zu erkennen. Kümmerten sich anfangs auch viele Väter um die Kinder, sind es jetzt wieder vor allem die Mütter. Neben der Borniertheit mancher Väter liegt dahinter ein prinzipielles Dilemma: Politik und Gesellschaft sind nicht darauf eingerichtet, dass beide Eltern einen bezahlten Beruf nachgehen.

Der Staat ist gefordert

Hagelüken fordert deshalb grundsätzliche Änderung: Verbesserter Digitalunterricht, bessere Kinderbetreuung und ein Ende des Ehegattensplitting, das das Ungleichgewicht zwischen Vätern und Muttern verstärkt.

Mittwoch, 16. Februar 2022

Vorsicht gut – Eigenverantwortung besser?

In einem Kommentar im SPIEGEL fordert Nike Laurenz „ein bisschen mehr Eigenverantwortung“. 

Reichlich Grund zum Kopfschlüsseln

Laurenz nennt einige Corona-Maßnahmen, die viele zweifeln lassen: Die Benachrichtigung zur Quarantäne mit zwei Wochen verspätet, Sperrstunden, seltsame Regeln zum Tragen einer Maske…
Andere Länder wie Dänemark oder Großbritannien haben deutlich mehr gelockert – haben aber auch deutlich höhere Impfquoten.

Mehr Eigenverantwortung

Viele Menschen tragen die Regeln nach wie vor mit. Unsinnigen Regeln begegnen viele mit Pragmatismus: Sie melden die Erkrankung nicht, sondern bleiben solange zu Hause, bis sie wieder gesund sind. Dies sei vernünftiger, im Bett zu bleiben, als im Schneeregen mit 50 anderen Hustenden vor der einzigen PCR-Teststelle in der Nähe zu verharren, um dann 72 Stunden auf das Ergebnis zu warten.

Staat muss Menschen mehr zutrauen  

Der Kampf gegen die Omikron-Variante ist längst verloren. Die Regierung soll deshalb den Menschen mehr zutrauen und Aufgaben delegieren: Sie sollen trotz Quarantäne kurz in den Park gehen dürfen und selber entscheiden, wie lange sie an einem Restauranttisch sitzen. "Wie häufig er­trägt man das eigene Kopfschütteln, ohne verdrossen zu werden?"

Sonntag, 6. Februar 2022

Sind wir wirklich so gespalten?

"Die und wir – unversöhnlich" titelt die Süddeutsche Zeitung. Die Zahlen sind auf den ersten Schritt erschreckend: laut Studien haben über 60 % der Menschen in Deutschland das Gefühl, dass sich die Gesellschaft immer weiter gespaltet wurde. Sogar 74 % meinen, dass der Zusammenhalt generell verloren geht. Die meisten gehen davon aus, dass sich dieser Zusammen-halt in der Corona-Krise weiter verschlechtert hat.

Gefühl der Spaltung bereits vorher

Zahlen zeigen, dass bereits zuvor viele Menschen am Zusammenhalt gezweifelt haben. Die Ursachen waren hier Migration, die Individualisierung und Politikverdrossenheit. Auch in früheren Zeiten gab es harte Debatten, z.B. über die Nachrüstung oder die Atomenergie.

Die anderen halten sich nicht an die Regeln

Interessant ist auch, dass sich nur die anderen nicht an die Regeln halten, gerade in der Corona-Zeit – das schwächt den Zusammenhalt sagen die Forscher. Die tiefen Spaltungen erleben die meisten auch nicht in ihrem eigenen Umfeld, sondern vielmehr durch die Medien, z.B. durch Berichterstattung über Querdenker.

Im Gespräch bleiben

Besonders die kommunale Ebene ist geeignet, Differenzen zu überbrücken und den Zusammenhalt zu stärken Andere setzen auf Aufklärung, nochmals die Lage erklären und Argumente von Impfgeg-nern widerlegen. Einig sind sich die Beobachter, dass es wichtig ist, im Gespräch zu bleiben. Die Corona-Krise zeigt ein weiteres Mal, dass die Stimmung häufig schlechter ist als die Lage.