Samstag, 11. Dezember 2021

Die Gesellschaft für digitale Ethik – für eine vernetzte Welt, in der Technologie allen hilft

Die Gesellschaft für digitale Ethik kämpft für eine vernetzte Welt, in der Technologie allen Menschen nützt und sie nicht als Produktionsfaktor missbraucht.
Sie wenden sich ausdrücklich gegen eine Zerschlagung großer Unternehmen wie Google oder Facebook. Sie setzen vielmehr auf die Aufklärung als Firewall für Gesellschaften.

Algorithmen sähen Hass

Ein Algorithmus dessen Zielfunktion unsere maximale Interaktion ist, gewichtet Angst, Hass und Wut zwangsläufig höher als Freude und Zufriedenheit. Anschaulich zeigen sie, was scheinbar normale Klicks im Internet über einen verraten „Daten sind Macht“.

Konzerne, Politik, Bildungssystem und jeder einzelne ist gefordert

Ausführlich beschreibt die Gesellschaft für digitale Ethik, was zu tun ist 

Unternehmen

Die Unternehmen müssen ihrer Verantwortung nachkommen. Filter müssen deaktivierbar sein, das Vorgehen transparent sein: Problematisch wird es aber, wenn die Methoden systematisch zur politischen Meinungsbildung eingesetzt werden, ohne dass dies für die betroffenen Personengruppen ersichtlich ist. Die Nutzer*innen sollten die Wahl haben: kostenlos oder datensparsam, d.h. statt Daten sollte auch Geld als Zahlungsmittel akzeptiert werden.

Politik

Die Politik muss die Grundrechte und die informationelle Selbstbestimmung. Die Autoren fordern eine breite Debatte wie bei anderen Fragen, z.B. der Gentechnik. Auch bei der Datennutzung verweisen sie auf erfolgreiche Beispiele wie den Verbraucherschutz. Dienstanbieter müssen verpflichtet werden, verbraucherverständliche Nutzungsbedingungen mit Hinweisen auf Risiken zu formulieren.

Bildungssystem

Für einen souveränen Umgang mit Internetdiensten brauchen Kinder und Jugendliche mehr als Tablets im Unterricht und digitale Lerninhalte. Sie brauchen Einsicht in die dahinter liegenden Geschäftsmodelle und das Verständnis für potenzielle Nachteile und Gefahren

Jede*r einzelne

Aber auch jede*r einzelne kann etwas tun: informieren, bewusstes Handeln, Alternativen ausprobieren und auch anderen Menschen die Bedeutung digitaler Ethik bewusst machen.

Wut und Hass als Treibstoff der Digitalkonzerne

Christian Brandes, besser bekannt als Schlecky Silberstein vom Browser Ballet, hat in den Tagest-hemen vom 3. Dezember seine Positionen deutlich gemacht: (10:30 -16:10)
Er selbst erlebt Morddrohungen und verweist auf Hanau, als User durch Hass im Internet zur Tat schreiten
Die Hauptschuld sieht Brandes aber bei den Plattformen, die nur Inhalte zeigen, die polarisieren. Wut und Hass sind der Treibstoff der Digitalkonzerne. Über künstliche Intelligenz könnten sie viel mehr Täter aufspüre. Außerdem fordert – ähnlich wie bei Finanzen oder Pharma – eine staatliche Aufsicht über die Algorithmen – diese dürfen nicht länger Betriebsgeheimnisse sein.

Freitag, 10. Dezember 2021

ZDF-Dokumentation: Der Kampf um die Wahrheit

Heute stelle ich eine weitere bedrückende Dokumentation zu den Gefahren im Netz vor. Im Rahmen der ZDF-Dokureihe Schattenwelten geht es um den  Kampf um die Wahrheit:
Die öffentliche Meinung wird immer mehr polarisiert, gesteuert von Staaten und Konzernen – unter der Oberfläche des Sichtbaren.

Facebook, Twitter und Co als Propagandamaschinen

Facebook, YouTube, Twitter und Co. sind zu den größten Propagandamaschinen der Geschichte geworden – sie erreichen Milliarden von Menschen. Sie haben mehr Macht und Einfluss als jede andere Organisation in der Geschichte, das macht sie auch zur Gefahr.
Dabei hat alles mit viel Hoffnung angefangen: Die sozialen Medien sollten der Verbreitung der Wahrheit dienen, beim Arabischen Frühling wurde die Idee von Demokratie und Freiheit verbreitet. Davon ist nichts mehr übriggeblieben – im Gegenteil verbreiten sich Hass und Falschinformation schneller.

Immer mehr Internetblasen

Es entstehen immer mehr Blasen, in denen Hass ausgetauscht und schnell verbreitet wird. Die Autoren gehen davon aus, dass rund ein Drittel der Facebook-Gruppen rassistische und populistische Inhalte verbreiten. Während der Corona-Pandemie erreichen Querdenker und Impfgegner wesentlich mehr Menschen als seriöse Quelle. Untersuchen zeigen, dass zwölf Influencer für rund zwei Drittel der Falschmeldungen über das Impfen verantwortlich sind.

Propaganda von unterschiedlichen Seiten

Die Dokumentation zeigt unterschiedliche Beispiele erfolgreicher Propaganda: Die populistische 5-Sternen-Bewegung in Italien, der Brexit gehört ebenso dazu wie Russland und China, die von staatlicher Seite gezielt Einfluss nehmen. Hier wird die eigene Bevölkerung längst mit Lügen kontrolliert – und ein wirksames Korrektiv fehlt.

Vorsprung der „Beeinflussungsindustrie“?

Die Autoren der Dokumentation sind skeptisch, ob die Polarisierung noch gestoppt werden kann, da der Vorsprung der "Beeinflussungsindustrie" enorm ist.
Aber nicht nur der Staat könnte etwas tun, auch gesellschaftliche Akteure können etwas erreichen. Im nächsten Post stelle ich Christian Brandes, besser bekannt als Schlecky Silberstein vom Browser Ballett vor.

Mittwoch, 8. Dezember 2021

ARD-Dokumentation "Hass im Netz"

Am Montag zeigte die ARD eine bedrückende und beeindruckende Dokumentation des preisgekrönten Journalisten Klaus Scherer – Hass im Netz.  Die Dokumentation ist bis Ende 2022 in der Mediathek zu sehen.
Der Hass im Internet hat während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen und wird immer militanter. Zwar gibt es mehr Gesetze und Personal, dennoch gib es Probleme bei der Staatsverfolgung.

Nachsichtige Richter

Ein ist eschreckend, welche Beleidigungen und Bedrohungen nicht strafbar sind. So kam ein Hetzer davon, der über einen Arzt, der das Impfen empfohlen hat, geschrieben hat: „Dem gehört eine Kugel ins Hirn“. Selbst der Anwalt hatte wie die Staatsanwaltschaft für eine Strafe plädiert, der Richter entschied dagegen.

Fehlende Unterstützung der Abgeordneten

Die Strafverfolger beklagen außerdem die mangelnde Unterstützung bei Beleidigungsverfahren. Häufig lehnen die beleidigten Personen eine Anzeige ab, den Ermittlern sind dadurch die Hände gebunden. Im Film wird von Wolfgang Schäuble berichtet, dessen „Nicht mal ignorieren“-Einstellung zwar nachvollziehbar ist, das vom Bundestag beschlossenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz dadurch schwächt.

Fortschritte bei der Bekämpfung von Hass 

Aber es gibt Hoffnung. In der Dokumentation wird gezeigt, wie durch konsequentes Einschreiten zumindest einige Verbreiter von Hass nachdenklich geworden sind. Auch Gerichte haben in einigen Fällen weniger großzügig entschieden. Die Dresdner Staatsanwältin Nicole Geisler fasst es zusammen: Tatsächlich glauben viele Menschen noch immer, dass sie im Internet in einem rechtsfreien Raum unterwegs sind – das ist ein Trugschluss“.

Interview mit Klaus Schwerer

In einem Interview berichtet Klaus Scherer über die Dreharbeiten: